Die Geschichte von Wald-Klimastandards

  • 2004

    Das Kyoto-Protokoll wird ratifiziert.

    38 Industrieländer einigen sich auf die Reduktion ihrer Klimagase um 5,2% bis 2010 im Vergleich zu 1990.

  • 2005

    Das UN-Klimasekretariat entwickelt den ersten Wald-Klimastandard (A/R CDM).

    Er gilt für Aufforstung und Wiederaufforstung (A/R), ist hochkomplex und kostete in einer Erstzertifizierung rund 150.000 Euro. Link ↗

  • 2006

    Die IPCC AFOLU Guidelines werden publiziert.

    Das wissenschaftliche Gremium des Weltklimarates (IPCC) veröffentlicht sein bis heute gültiges Standardwerk zur Berechnung von Kohlenstoff für Agriculture, Forestry and Other Land Use (AFOLU). Link ↗

  • 2007

    UN-Waldzertifikate werden vom Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) ausgeschlossen. 

    Hintergrund ist, dass die UN für den Waldbereich auf „temporäre Zertifikate“ setzt. In Reaktion darauf entsteht der CarbonFix Standard mit einem Pufferansatz für permanente Wald-Zertifikate.

  • 2008

    NGOs sind gegen Klima-Aufforstungen.

    Der WWF und andere große NGOs lehnen Wald-Klimazertifikate bislang strikt ab. Die Gründe sind vielfältig: Ablasshandel, Förderung von Plantagen, Land Grabbing etc.

  • 2008 - 2012

    Wenig Marktakzeptanz für Wald-Klimaprojekte

    Durch die vielen Unsicherheiten und Kritik von NGOs entstehen wesentlich mehr technologie-basierte Klimaschutzprojekte (10.000+) als Wald-Klimaprojekte (weniger als 1%).

  • 2012

    NGOs erkennen Wald-Klimazertifizierung an.

    NGOs erkennen, dass Wald-Klimazertifikate einen Beitrag zu mehr nachhaltiger Forstwirtschaft sein können.

    Der damals international führende Wald-Klimastandard von CarbonFix wird zur Waldabteilung des WWF Gold Standards. Link ↗

  • 2012 - 2016

    Eine UN-Klimaverhandlung nach der anderen scheitert.

    Die Klimadebatten stocken, und das verunsichert die Märkte so stark, dass der Markt für Wald-Klimazertifikate fast vollständig zum Erliegen kommt.

    Unbeeindruckt von der Politik gewinnt das Thema  Waldschutz (REDD) international an Bedeutung.

  • Ende 2016

    Das Pariser Abkommen tritt in Kraft.

    Im Gegensatz zum Kyoto-Protokoll gibt Paris keine fixen Emissionsziele vor. Das Konzept dahinter: Alle 195 teilnehmenden Nationen (darunter auch Entwicklungsländer) legen ihre eigenen Ziele als Beitrag zum 1,5 Grad Ziel fest. Die selbst gesteckten Ziele werden dann von der UN überprüft.

  • 2018 - 2019

    Der Klimawandel wird in Deutschland spürbar.

    Sommertrockenheit und extreme Temperaturen setzen dem Wald in Mitteleuropa stark zu.

    Laut Deutschem Wetterdienst war 2018 mit 10,5 Grad Celsius das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Link ↗

  • 2019

    Das Thema Klimaschutz gewinnt an Aufmerksamkeit.

    Am 15. März 2019 findet der erste weltweit organisierte Klimastreik mit 1,8 Mio. Schüler*innen und Jugendlichen statt.

    Die Fridays for Future Bewegung beginnt die Politik zu beeinflussen.

  • 2020

    CO2-Bepreisung in Deutschland

    Die Bundesregierung beschließt den Einstieg in die CO2-Bepreisung mit einer CO2-Steuer.

    2021 bis Jahr 2025 soll der staatlich festgelegte Preis von 25 Euro auf 55 Euro pro Tonne steigen. Für 2026 wird ein Preiskorridor bis 65 Euro vorgegeben. Link ↗

  • 2020 - 2021

    Mitmachen statt zuschauen

    Das Interesse an freiwilligem Klimaschutz durch Wald steigt stark an. Link ↗

    Der Markt an internationalen Wald-Zertifikaten ist leer gekauft, und viele stellen sich die Frage, wie sie Klimaschutzprojekte auch in Deutschland umsetzen können. 

Aufbau von Klimastandards

Glossar

Jeder Standard basiert auf einer gemeinsamen Sprache, die in einem Glossar festgehalten wird.

Prinzipien

Neben dem Glossar sind Prinzipien das Fundament eines jeden Standards. Sie sind die langfristigen Leitlinien für die kontinuierliche Ausgestaltung und Interpretation des Standards. Sie beschreiben einen Ist-Zustand, der durch den Standard erreicht werden soll, und sind meist scope-übergreifend.

Kriterien

Die Kriterien eines Standards beschreiben seine Prinzipien in einem höheren Detailgrad. Sie sind teilweise scope-spezifisch und können sich auch aufgrund unterschiedlicher Projektparameter (bspw. Waldbesitzer-Typen, Gemeinde, Privat, Staat) unterscheiden.

Methoden (Scopes)

Es gibt verschiedene Methoden, um die Netto-CO2-Bindung zu berechnen. Im Waldbereich gibt es drei Hauptkategorien an Scopes: Afforestation/Reforestation (A/R), Improved Forest Management (IFM) und Reduced Emission Deforestation & Degradation (REDD). Innerhalb dieser Scopes ähneln sich die methodischen Ansätze sehr stark.

Mehr zu Thema Methoden (coming soon)
Indikatoren

Alle Kriterien und auch Methoden können einen oder mehrere Indikatoren beinhalten, die ein Auditor (Zertifizierer) ganz konkret während eines Zertifzierungsprozesses abprüft. Manche Indikatoren werden nur einmal (bei der Initialzertifzierung), andere regelmäßig zu bestimmten Zeitpunkten geprüft. Manche werden „vor Ort“ bei einer Projektbesichtigung geprüft, andere in Interviews, wieder andere durch Dokumente „am Schreibtisch“ (Desk Review).

Prozesse

Die Prozesse eines Standards beschreiben den Ablauf des Certification Cycle, regeln die Aufgaben zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Standards, das Sicherstellen der Permanenz (von Seiten des Standards) sowie die Gebühren für die Nutzung des Regelwerkes.

Prinzipien von internationalen Klimastandards

Die folgenden Prinzipien beruhen auf den Regelwerken von anderen, internationalen Klimastandards. Ein erster Entwurf der Prinzipien für den deutschen Wald-Klimastandard soll zusammen mit dem Wald-Klimarat in den kommenden Monaten entwickelt werden.

Gesetzgebung & Eignung

Projekte werden in Deutschland umgesetzt, sind mit der nationalen Gesetzgebung konform und erfüllen alle Eignungskriterien des WKS.

Projektmanagement

Projekte werden professionell gemanagt und umgesetzt.

Additionalität

Wald-Klimazertifikate entstehen zusätzlich zum Referenz-Szenario und deren Erlöse tragen entscheidend zur Projektumsetzung bei.

Klimawirkung

Projekte generieren reale und messbare Klimawirkungen, die entsprechend der Grundsätze des IPCC nachvollziehbar quantifiziert, überwacht und transparent berichtet werden.

Umwelt

Projekte agieren ökologisch verantwortlich und generieren positive Umweltauswirkungen für die Wiederherstellung, den Erhalt und die Resilienz von Ökosystemleistungen.

Soziales

Projekte handeln sozial verantwortlich, folgen dem Arbeitsschutz und fördern das soziale Wohlergehen sowie die Beteiligung der lokalen Bevölkerung.

Permanenz

Die Permanenz der Wald-Klimazertifikate wird durch Anforderungen zum Risikomanagement sowie einem Absicherungssystem durch permanente Klimazertifikate sichergestellt.

Zertifizierung

Projekte werden in regelmäßigen Zeitabständen von unabhängigen, qualifizierten Zertifizierern zertifiziert.

Einmaligkeit

Die Einmaligkeit der Ausgabe und Inwertsetzung von Wald-Klimazertifikaten wird durch ein öffentlich zugängliches, an das nationale Inventarsystem rapportierendes Registrierungssystem sichergestellt.

Skalierbarkeit

Der WKS trägt mit einer partizipativen, marktnahen und praxisorientierten Ausgestaltung seiner Regelwerke zu einer signifikanten Skalierung von Wald-Klimaschutzaktivitäten bei.

Im Dialog mit allen relevanten Akteuren
sollen die Mindestanforderungen an einen Wald-Klimastandard für Deutschland erarbeitet werden.

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