Der Wald-Klimastandard: 
Für klimaresiliente Wälder

Der deutsche Wald-Klimastandard (WKS) ist ein Qualitätsstandard für Klimazertifikate, der Anreize für eine klimafreundliche Bewirtschaftung von Wäldern bietet und den Waldumbau in Zeiten des Klimawandels fördert. Die Klimazertifikate ermöglichen den Waldbesitzern eine Co-Finanzierung durch den Verkauf auf dem freiwilligen Emissionsmarkt. Das ist notwendig, denn wir haben 2,85 Millionen Hektar Hoch-Risiko-Waldfläche in Deutschland, die eine Finanzierungssumme von mindestens 50 Milliarden Euro erfordert, um die Zukunftsaufgabe Waldumbau zu bewerkstelligen.

Zum Wald-Klimastandard

Aufbau des Wald-Klimastandards

Prinzipien

Neben dem Glossar sind Prinzipien das Fundament eines jeden Standards. Sie sind die langfristigen Leitlinien für die kontinuierliche Ausgestaltung und Interpretation des Standards. Sie beschreiben einen Ist-Zustand, der durch den Standard erreicht werden soll, und sind meist scope-übergreifend.

Kriterien & Methoden

Die Kriterien eines Standards beschreiben seine Prinzipien in einem höheren Detailgrad. Sie sind teilweise scope-spezifisch und können sich auch aufgrund unterschiedlicher Projektparameter (bspw. Waldbesitzer-Typen, Gemeinde, Privat, Staat) unterscheiden.

Es gibt verschiedene Methoden (Scopes), um die Netto-CO2-Bindung zu berechnen. Im Waldbereich gibt es drei Hauptkategorien an Scopes: Afforestation/Reforestation (A/R), Improved Forest Management (IFM) und Reduced Emission Deforestation & Degradation (REDD). Innerhalb dieser Scopes ähneln sich die methodischen Ansätze sehr stark.

Mehr zu Thema Methoden
Indikatoren

Alle Kriterien und auch Methoden können einen oder mehrere Indikatoren beinhalten, die ein Auditor (Zertifizierer) ganz konkret während eines Zertifzierungsprozesses abprüft. Manche Indikatoren werden nur einmal (bei der Initialzertifzierung), andere regelmäßig zu bestimmten Zeitpunkten geprüft. Manche werden “vor Ort” bei einer Projektbesichtigung geprüft, andere in Interviews, wieder andere durch Dokumente “am Schreibtisch” (Desk Review).

Glossar

Jeder Standard basiert auf einer gemeinsamen Sprache, die in einem Glossar festgehalten wird.

Prozesse

Die Prozesse eines Standards beschreiben den Ablauf des Certification Cycle, regeln die Aufgaben zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Standards, das Sicherstellen der Permanenz (von Seiten des Standards) sowie die Gebühren für die Nutzung des Regelwerkes.

eva-Prinzipien

Die folgenden 10 Prinzipien beruhen auf den Regelwerken von anderen, internationalen Klimastandards. Die Prinzipien für den deutschen Wald-Klimastandard sind zusammen mit dem Wald-Klimarat Ende 2021 entwickelt worden. Sie sind das Fundament der eva-Standards.

1. Gesetzgebung & Eignung

Projekte sind mit der nationalen Gesetzgebung konform und erfüllen alle Eignungskriterien des gewählten Standard.

2. Projektmanagement

Projekte werden professionell und transparent umgesetzt, unter Berücksichtigung der Langfristigkeit der Projektzeiträume.

3. Additionalität

Ökosystemleistungen entstehen zusätzlich zum Referenzszenario, und durch sie generierte Einnahmen tragen entscheidend zur Projektumsetzung bei.

4. Umwelt

Projekte werden ökologisch verantwortlich durchgeführt und generieren positive Umweltauswirkungen für die Wiederherstellung, den Erhalt und die Resilienz von Ökosystemleistungen.

5. Soziales

Projekte handeln sozial verantwortlich, folgen dem Arbeitsschutz und fördern das soziale Wohlergehen sowie die Beteiligung der lokalen Bevölkerung.

6. Methoden

Projekte erzeugen reale und messbare Ökosystemleistungen, die gemäß aktueller anerkannter wissenschaftlicher Grundsätze nachvollziehbar quantifiziert, überwacht und transparent berichtet werden.

7. Permanenz

Die Permanenz der Ökosystemleistung wird durch Anforderungen zum Risikomanagement sowie einen Permanenz-Puffer sichergestellt.

8. Zertifizierung

Projekte werden in regelmäßigen Zeitabständen von unabhängigen, qualifizierten Zertifizierern zertifiziert.

9. Einmaligkeit

Die Einmaligkeit der Ausgabe und Inwertsetzung von Ökosystemleistungen wird durch ein öffentlich zugängliches, an das nationale Inventarsystem rapportierendes Registrierungssystem (Impact Registry) sichergestellt.

10. Breitenwirkung

eva fördert die breite Akzeptanz und Skalierung verschiedener Ökosystemleistungen im Bereich Wald durch eine partizipative, marktnahe und praxisorientierte Ausgestaltung seiner Regelwerke.

Climate-Smart Forestry bezeichnet ein klima-angepasstes Forst-Management analog zur Climate-Smart Agriculture. Dabei werden die Folgen des Klimawandels und seine Konsequenzen für den Wald in den Blick genommen, mit dem Ziel, den langfristigen Erhalt des Waldes zu sichern.

Die zwei Methoden im Überblick

Derzeit umfasst der Wald-Klimastandard zwei Methoden. Beide Methoden des Wald-Klimastandards haben das Ziel, Wälder klimafreundlicher zu gestalten, indem sie die Kohlenstoffspeicherung erhöhen, die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel stärken und Biodiversität fördern. Sie sind Teil von Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Forstwirtschaft und zur Sequestierung von Treibhausgasemissionen.

  • Die erste Methode für den Wald-Wiederaufbau fokussiert sich auf die Schaffung zukunftsfähiger Wälder nach Kalamitäten.
  • Die zweite Methode konzentriert sich auf den Waldumbau von Fichten- und Kiefermonokulturen hin zu mehrschichtigen diversen Baumbeständen.
  • In Zukunft wird eva weitere Ökosystemleistungen durch neue Methoden unter dem Wald-Klimastandard aufnehmen.

Methode 01: Wald-Wiederaufbau

Die Methode konzentriert sich auf den Wiederaufbau von Wäldern nach Katastrophen wie Stürmen, Bränden oder Schädlingsbefall. Ziel ist, zukunftsfähige und widerstandsfähige Wälder zu schaffen, die den Auswirkungen des Klimawandels besser standhalten können und dadurch mehr Kohlenstoff speichern.

Die Methode Wald-Wiederaufbau berücksichtigt Aspekte wie die Auswahl standortangepasster Baumarten, die Förderung der natürlichen Regeneration und die Integration von Mischbaumarten zur Erhöhung der Biodiversität.

Methode 02: Waldumbau

Zusammen mit dem Wald-Klimarat und Pina Earth arbeitet eva an der Methode für den Bereich Waldumbau. Die Methode zielt darauf ab, bestehende Fichten- und Kiefermonokulturen in strukturdiverse Baumbestände umzuwandeln. Monokulturen sind anfälliger für Schädlinge und Krankheiten und schränken die Artenvielfalt ein.

Durch den Waldumbau sollen mehrschichtige Wälder mit unterschiedlichen Baumarten und Altersklassen entstehen. Dies fördert die natürliche Dynamik des Waldes, erhöht die Biodiversität und verbessert die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel.

Partnerschaften

eva erweitert mit dem Methodenentwickler Pina Earth den Wald-Klimastandard mit der Methode 02 – Waldumbau. Pina Earth entwickelt zertifizierte Klimaschutzprojekte in Europa, um gefährdete Monokulturen in klimaresiliente Mischwälder umzubauen.

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