Der Wald-Klimastandard: 
Für klimaresiliente Wälder

Der deutsche Wald-Klimastandard (WKS) ist ein Qualitätsstandard für Klimazertifikate, der Anreize für eine klimafreundliche Bewirtschaftung von Wäldern bietet und den Waldumbau in Zeiten des Klimawandels fördert. Die Klimazertifikate ermöglichen den Waldbesitzern eine Co-Finanzierung durch den Verkauf auf dem freiwilligen Emissionsmarkt. Diese Co-Finanzierung ist dringend notwendig: In Deutschland existieren 2,85 Millionen Hektar Hoch-Risiko-Waldfläche, die eine Finanzierungssumme von mindestens 50 Milliarden Euro erfordert, um die Zukunftsaufgabe Waldumbau zu bewerkstelligen.

Zum Wald-Klimastandard

Aufbau des Wald-Klimastandards

Prinzipien

Neben dem Glossar sind Prinzipien das Fundament eines jeden Standards. Sie sind die langfristigen Leitlinien für dessen kontinuierliche Ausgestaltung und Interpretation. Prinzipien beschreiben den zu erreichenden Soll-Zustand und sind meist scope-übergreifend. Die 10 Prinzipien der eva-Standards beruhen auf Regelwerken von internationalen Klimastandards und sind zusammen mit dem Wald-Klimarat Ende 2021 entwickelt worden.

1. Gesetzgebung & Eignung

Projekte sind mit der nationalen Gesetzgebung konform und erfüllen alle Eignungskriterien des gewählten Standard.

2. Projektmanagement

Projekte werden professionell und transparent umgesetzt, unter Berücksichtigung der Langfristigkeit der Projektzeiträume.

3. Additionalität

Ökosystemleistungen entstehen zusätzlich zum Referenzszenario, und durch sie generierte Einnahmen tragen entscheidend zur Projektumsetzung bei.

4. Umwelt

Projekte werden ökologisch verantwortlich durchgeführt und generieren positive Umweltauswirkungen für die Wiederherstellung, den Erhalt und die Resilienz von Ökosystemleistungen.

5. Soziales

Projekte handeln sozial verantwortlich, folgen dem Arbeitsschutz und fördern das soziale Wohlergehen sowie die Beteiligung der lokalen Bevölkerung.

6. Methoden

Projekte erzeugen reale und messbare Ökosystemleistungen, die gemäß aktueller anerkannter wissenschaftlicher Grundsätze nachvollziehbar quantifiziert, überwacht und transparent berichtet werden.

7. Permanenz

Die Permanenz der Ökosystemleistung wird durch Anforderungen zum Risikomanagement sowie einen Permanenz-Puffer sichergestellt.

8. Zertifizierung

Projekte werden in regelmäßigen Zeitabständen von unabhängigen, qualifizierten Zertifizierern zertifiziert.

9. Einmaligkeit

Die Einmaligkeit der Ausgabe und Inwertsetzung von Ökosystemleistungen wird durch ein öffentlich zugängliches, an das nationale Inventarsystem rapportierendes Registrierungssystem (Impact Registry) sichergestellt.

10. Breitenwirkung

eva fördert die breite Akzeptanz und Skalierung verschiedener Ökosystemleistungen im Bereich Wald durch eine partizipative, marktnahe und praxisorientierte Ausgestaltung seiner Regelwerke.

Kriterien & Methoden

Die Kriterien eines Standards beschreiben seine Prinzipien in einem höheren Detailgrad. Sie sind teilweise scope-spezifisch und können sich auch aufgrund unterschiedlicher Projektparameter (bspw. Waldbesitzer-Typen, Gemeinde, Privat, Staat) unterscheiden.

Es gibt verschiedene Methoden (Scopes), um die Netto-CO2-Bindung zu berechnen. Im Waldbereich gibt es drei Hauptkategorien an Scopes: Afforestation/Reforestation (A/R), Improved Forest Management (IFM) und Reduced Emission Deforestation & Degradation (REDD). Innerhalb dieser Scopes ähneln sich die methodischen Ansätze sehr stark.

Mehr zu Thema Methoden
Indikatoren

Alle Kriterien und auch Methoden können einen oder mehrere Indikatoren beinhalten, die ein Auditor (Zertifizierer) ganz konkret während eines Zertifzierungsprozesses abprüft. Manche Indikatoren werden nur einmal (bei der Initialzertifzierung), andere regelmäßig zu bestimmten Zeitpunkten geprüft. Manche werden “vor Ort” bei einer Projektbesichtigung geprüft, andere in Interviews, wieder andere durch Dokumente “am Schreibtisch” (Desk Review).

Glossar

Jeder Standard basiert auf einer gemeinsamen Sprache, die in einem Glossar festgehalten wird.

Prozesse

Die Prozesse eines Standards beschreiben den Ablauf des Certification Cycle, regeln die Aufgaben zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Standards, das Sicherstellen der Permanenz (von Seiten des Standards) sowie die Gebühren für die Nutzung des Regelwerkes.

Entwicklung und Qualität des Wald-Klimastandards

Wie wird der Wald-Klimastandard entwickelt?

  • Der Wald-Klimastandard basiert auf UN-Richtlinien und ist wissenschaftlich fundiert. Der Standard bildet das grundlegende Rahmenwerk für die Zertifizierung der Projekte.
  • Der Wald-Klimarat legitimiert den Standard durch die Expertise und den Dialog mit seinen Mitgliedern aus allen relevanten Stakeholder-Gruppen. Als Sounding-Board ist der Wald-Klimarat direkt an der Ausgestaltung des Standards beteiligt.
  • Das Technische Komitee wird als Expertengremium vom Wald-Klimarat gewählt. Es begleitet die Entwicklung des Wald-Klimastandards intensiv und klärt Fragen, die sich aus seiner Anwendung ergeben.

Wie funktioniert es? - Qualitätssicherung im Prozess

eva akkreditiert Methoden zur Inwertsetzung von Ökosystemleistungen unter dem Wald-Klimastandard. Das Akkreditierungsverfahren ist Bestandteil des Standards und gewährleistet durch externe Fachgutachten, Public Consulations, Praxisphasen und der Einbindung von Stakeholdern eine hohe Qualität der Methoden.

  • Methoden werden kontinuierlich verbessert – mindestens alle 2 Jahre werden sie im Revisionsverfahren auf Grundlage wissenschaftlicher Kenntnisse aktualisiert
  • Die Zertifizierungen erfolgen durch Audits unabhängiger Dritter und gewährleisten die Qualität der umgesetzten Projekte.
  • Die Ausgabe der Zertifikate wird durch staatlich akkreditierte Prüfgesellschaften regelmäßig überprüft.
  • Von der Zertifizierung der Projekte bis zur Ausstellung im eva-Impact Register durchlaufen die Zertifikate vollständig digitale Prozesse und gewährleisten damit reibungslose und sichere Transaktionen.
  • eva-Zertifikate werden über das eva-Impact Register einmalig hinterlegt und fälschungssicher dokumentiert. Alle Projektinformationen sind dort nachvollziehbar aufgeführt.

Climate-Smart Forestry bezeichnet ein klima-angepasstes Forst-Management analog zur Climate-Smart Agriculture. Dabei werden die Folgen des Klimawandels und seine Konsequenzen für den Wald in den Blick genommen, mit dem Ziel, den langfristigen Erhalt des Waldes zu sichern.

Methoden im Überblick

Der Wald-Klimastandard wurde für Flächen in Deutschland entwickelt und berücksichtigt somit regionale Anforderungen für einen klimagerechten und zukunftsfähigen Wald.Er bildet die Grundlage für Methoden zur Quantifizierung von Ökosystemleistungen unserer Wälder. Derzeit umfasst der Wald-Klimastandard zwei Methoden. Beide Methoden des Wald-Klimastandards haben das Ziel, Wälder klimafreundlicher zu gestalten, indem sie die Kohlenstoffspeicherung erhöhen, die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel stärken und Biodiversität fördern. Sie sind Teil von Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Forstwirtschaft und zur Sequestierung von Treibhausgasemissionen.

Projekt entwickeln

Anwendungsbereiche

Methode 01:
Wald-Wiederaufbau
 

Die Methode konzentriert sich auf den Wiederaufbau von Wäldern nach Extremereignissen wie Stürmen, Dürren oder Schädlingsbefall. Ziel ist, zukunftsfähige Nachfolgegeneration der Wälder zu schaffen.

Mit der Etablierung mehrerer standortangepasster und klimaresilienter Baumarten soll die nachfolgende Baumgeneration den Auswirkungen des Klimawandels besser standhalten können und dadurch mehr Kohlenstoff speichern.

Methode 02:
Waldumbau
 

Im Multi-Stakeholder-Dialog arbeitetet Pina Earth an der Methode für den Bereich Waldumbau. Die Methode zielt auf die Steigerung der Klimaresilienz von Wirtschaftswäldern ab. 

Durch den Waldumbau sollen mehrschichtige Wälder mit unterschiedlichen Baumarten und Altersklassen entstehen. Dies fördert die natürliche Dynamik des Waldes, erhöht die Biodiversität und verbessert die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel.

Methode 03: Klimaoptimiertes Forstbetriebsmanagement

Im Multi-Stakeholder-Dialog arbeitetet OCELL an der Methode für ein klimaoptimiertes Forstbetriebs-management. Die Methode zielt auf die Erhöhung, den Erhalt und Stabilisierung des Kohlenstoffspeichers ab.

Mit einer auf die Klimawirkung angepassten forstlichen Betriebsplanung und einer reduzierten Holznutzung soll der Kohlenstoffspeicher auf Ebene von Forstbetrieben erhöht oder erhalten werden. Ein bosonderes Augenmerk gilt dabei der Stabilität der Wälder.

Methodenentwickler

eva erweitert mit dem Methodenentwickler Pina Earth den Wald-Klimastandard mit der Methode 02 – Waldumbau. Pina Earth entwickelt zertifizierte Klimaschutzprojekte in Europa, um gefährdete Monokulturen in klimaresiliente Mischwälder umzubauen.

OCELL nutzt Remote Sensing und KI, um lokale Klimaprojekte mit sofortiger Wirkung zu entwickeln. Die Grundlage dieser Projekte bildet eine eigens entwickelte Forsttechnologie, die präzise Datenerfassung, kontinuierliches Monitoring und höchstmögliche Transparenz ermöglicht. 

Auf dem Laufenden bleiben

Sie möchten regelmäßig über alles, was in und um den Wald-Klimastandard herum passiert informiert bleiben? Dann melden Sie sich für unseren Newsletter an.